Quellenangabe Karte: siehe Text

Wappen-Grenzsteine von 1566 vom Herzogtum Kleve und der Grafschaft Bergh (Zutphen) im heutigen Stadtgebiet von Emmerich am Rhein:
Grenzsteinwanderung am 30. Dezember 2013 in Emmerich am Rhein (D) mit Rob Vaessens und unter der sachkundigen Führung von Hubert Meenen vom Emmericher Geschichtsverein.

D-Seite: Das Wappen vom Herzogtum Klever Wappen (Herzschild mit 8 Lilienhaspeln) und unter dem Schild befindet sich der silberne Eimer aus dem Stadtwappen von Emmerich.
NL-Seite: Wappen mit Grafenkrone der Herren von Bergh (Löwe von Bergh & Zutphen und 11 Kugeln im Bord) mit umhängender Kette des Ordens vom Goldenen Vlies:
Dieser Löwe von Bergh & Zutphe ähnelt dem heutigen Wappen der niederländischen Nachbar-Gemeinde von Montferland (Gelderland).
Es waren Landesgrenzsteine von 1566 bis 1815. Nach dem Wiener Kongress 1815 ging niederländisches Territorium an Preußen über: die Exklave Schenkenschanz und die heute zu Emmerich gehörenden Gemarkungen Borghees, Speelberg, Leegmeer und Klein-Netterden.

Grenzstein - in Emmerich-Borghees - z. Z. im Schlösschen Borghees (Original)
Grenzstein - in Emmerich-Borghees - im Wald beim Schlösschen Borghees (Original) -
Das Wappen von Bergh wurde 1569 entfernt
Grenzstein - in Emmerich-Borghees - am Hassentweg 66-72 - neben Einfahrt zum Gut Hassent (eine Kopie)
Grenzstein - in Emmerich Gerhard-Storm-Straße/ Dederichstraße (Original) - Das Wappen von Bergh wurde 1569 nachträglich entfernt
Grenzstein - in Emmerich im Park am Parkring - Zoll-Hafen (Original)
Grenzstein - in Emmerich-Praest - z. Z. auf Privatgelände - Schwester-Bertranda-Str. 27 (eine Kopie)
Grenzstein - in in Bedburg-Hau - Dr.-Franken-Straße 1 - im Eingangsbereich vom KKB Kreis Kleve Bauverwaltungs-GmbH (eine Kopie)
Diese Grenzsteinkopie stand einst im Hof vom früheren Katasteramt in Kleve, Brabanter Straße und kam damals nach dem Gebäudeabriss zum Kreis Klever Bauhof (KKB) in Bedburg-Hau.

Grenzsteine/Wappensteine von der "Liste der Baudenkmäler in Emmerich am Rhein":
Denkmal Nr. 12 – Grenzstein - in Emmerich Gerhard-Storm-Straße/Dederichstraße (Original)
Denkmal Nr. 13 – Grenzstein - in Emmerich-Borghees - am Hassentweg 66-72 - neben Einfahrt zum Gut Hassent (eine Kopie)
Denkmal Nr. 14 – Wappenstein in Emmerich-Elten - Seminarstr./ Ecke Bergstraße: kein Grenzstein, ein Gebäudestein mit preußischem Wappen vom Friederich dem Großen. Beschreibung siehe Bild vom Hinweisschild
Denkmal Nr. 19 – Wappenstein in Emmerich-Hochelten - Freiheit 3 (nicht aufgesucht) Hauswappen der Äbtissin des Stifts in Hoch-Elten: Maria Franziska Gräfin zu Manderscheid Blankenheim.

Ich danke Herrn Hubert Meenen vom Emmericher Geschichtsverein für die Führung und vor allem für den Zutritt im Schlösschen Borghees. Herrn Manfred Wiskamp für den Text & Bilder aus dem Buch "Der Grenzstein von 1566"
Mein besonderer Dank geht an Frau Elisabeth Riepe von der Stadtverwaltung Emmerich am Rhein, Fachbereich 5 - Stadtentwicklung.
Frau Riepe hat mir nicht nur Herrn Meenen empfohlen, sondern auch die nachfolgenden Unterlagen über die Grenzsteine und Informationen über die Aufstellungsorte zukommen lassen.

Quellenangabe der oben aufgeführten Karte:
Irmgard Hantsche: Atlas zur Geschichte des Niederrheins. Bottrop: Pomp 1999; 5. Aufl. 2004.
(Schriftenreihe der Niederrhein-Akademie, Bd. 4) (Kartographie, Satz und Layout: Harald Krähe).
Die Veröffentlichung der Karte wurde mir von Frau Prof. Hantsche erlaubt


Der Grenzstein von 1566
von Seite 405 bis Seite 410 von Friedhard Peiffer
aus dem Jahrbuch vom Emmericher Geschichtsverein von 2001: "2001 feiern Hüthum und Borghees 100 Jahre Georgskirche"

Geht man von Hüthum an der alten Molkerei vorbei in Richtung Voorthuysen, so stößt man auf der rechten Seite des Hassentwegs kurz hinter der Hofeinfahrt von Gut Hassent auf einen Grenzstein, der auf der Hüthum zugewandten Seite das mit einer Grafenkrone verzierte Wappen der Herren von Bergh, den bergh´schen oder zütphen´schen Löwen mit einem von elf Kugeln belegten Bord aufweist; umgeben ist es von der Kette des Ordens vom Goldenen Vlies, wobei das Kleinod durch das Vlies gebildet wird. Kurioserweise zeigt der Löwe nach rechts; alle bekannten Darstellungen des Wappens und der Siegel von Bergh zeigen aber einen nach links springenden Löwen. Die Voorthuysen zugewandte Seite führt das Wappen des Herzogtums Kleve, den von der Lilienhaspel belegten Herzschild, unter dem das Stadtwappen von Emmerich, der Eimer, hängt (Abb.1). Damit sich der Leser ein besseres Bild machen kann, sind die beiden Wappen in einer etwas modernisierten Form abgedruckt; sie entsprechen nicht in allen Einzelheiten den angebrachten Wappen, die z.T. schon stärker verwittert sind (Abb. 2a und 2b).
Wie kommt der Grenzstein an diese Stelle? Fest steht, dass der ursprüngliche Standort sich zwischen der alten Molkerei und dem Golfplatz in Hüthum befunden hat, wobei es sich bei unserem Exemplar allerdings um eine Kopie handelt. Das Original befindet sich im Schlösschen Borghees. Dieser Grenzstein hat – zusammen mit noch mindestens vier (?) anderen erhaltenen Exemplaren im Stadtgebiet von Emmerich – eine lange Geschichte hinter sich. Ein kurzer Rückgriff in die Geschichte sei daher erlaubt.

Die Gerichtsbarkeit des Gebietes von Borghees (als Teil der „Vier Hezen“) ging von den Herren von Hekeren im 15.Jh. an die Herzöge von Kleve über; nicht davon direkt berührt war aber die politische Zugehörigkeit dieses Gebietes, dass auch weiterhin zu Bergh gehörte (mit Ausnahme von Gut Voorthuysen und Hüthum). Dauernd kam es zu Grenzstreitigkeiten zwischen der Stadt Emmerich bzw. dem Herzogtum Kleve und der Grafschaft Bergh. Trotz des Schiedsspruches des Herzogs Reinold von Geldern und Zütphen und des Versprechens des Rates der Stadt Emmerich, sich keine Übergriffe mehr zu erlauben, kommt es zu Gewalttätigkeiten, bei denen die Emmericher 1537 in bergh´sches Gebiet einfallen, Wachhäuser zerstören, Untertanen belästigen und einige Diener töten. Erst im Jahre 1565 erfolgt eine endgültige Bestimmung des Grenzverlaufs zwischen Herzog Wilhelm von Kleve und Graf Wilhelm von Bergh. Den Bestimmungen der Urkunde entsprechend wurde der Grenzverlauf zwischen der damaligen Schlagbaum´schen Straße (Nähe Elten) und dem Netterden´schen Schlagbaum an der Landwehr sofort mit zwölf hölzernen Pfählen markiert. 1566 werden die Pfähle durch Grenzsteine ersetzt, die ursprünglich alle die oben beschriebenen Wappen zeigen.

Bildersturm in Bergh
1569 fallen die neuen Grenzsteine bereits einem „Bildersturm“ zum Opfer – auf Anordnung König Philips II. von Spanien wird der Besitz von Wilhelm (IV.), Graf von Bergh, von der Krone beschlagnahmt; es ergeht im Oktober 1569 die Anordnung, dass binnen eines Monats „doen breecken ende in stucken laeten slaen alle die wapenen van de geexecuteerde en gebannen personen, soo wel verheven wapenen als die gegraveert oft geschildert zijn“. Weiterhin heißt es im Rechnungsbuch „ twelff waepenen die welcke gestaen hebben omtrent Emmerick in steenen posten gehouwen daermede die linnien van der graeffchap vanden Berghe ende die linnien vandes furstendombs van Cleve affgepaelt waeren ...aff tho brecken“. Auf Anordnung der Rentenkammer in Arnheim werden die bergh´schen Wappen ausgemeißelt – Kosten: £ 16 Artois. Was war geschehen?
Wilhelm von Bergh hatte 1556 eine Schwester des Prinzen von Oranien, Wilhelm von Nassau („der Schweiger“), Maria, geheiratet, die, ebenso wie ihr Bruder, der evangelisch-reformierten Konfession anhing. Schwerwiegender war allerdings, dass ihr Mann sich der Adelsopposition gegen Spanien unter seinem Schwager Wilhelm von Oranien angeschlossen hatte. Als Hochverräter verliert er deshalb 1566 seinen Besitz; er flüchtet mit seiner Familie nach Deutschland und kehrt erst 1577 (nach der Pazifikation von Gent 1576, bei der den gemäßigten Kräften von spanischer Seite Zugeständnisse gemacht werden) nach Bergh zurück. 1584 bricht er mit Oranien und geht zu den Spaniern über.
1606/07 werden die Wappen von Bergh auf Anordnung des Grafen Hermann von Bergh an fünf Grenzsteinen wieder angebracht. Die Eintragung im Rechnungsbuch von Huis Bergh besagt: „item uijter muntlich behevell van sij(ne) excell(entie) laetten houwen vijf scheijdt steijn dat Berghse wapen met dasz gulden vlijez ... bethalt ahn Berndtt Middelhof metseller und steinhouwer twintich dal(e)r“. Damit ist erwiesen, dass die Steine mit dem Wappen von Bergh erst 1606/07 (als sie wiederhergestellt wurden) ihre Ordenskette vom Goldenen Vlies bekamen, und dass die ursprünglich 1566 aufgestellten Grenzsteine nur das Wappen von Bergh ohne Zierrat aufwiesen, da Wilhelm von Bergh dem Orden des Goldenen Vlies nie angehörte. Damit wären die Steine, die nur das Klever Wappen mit dem Emmericher Eimer aufweisen, nicht etwa 1569, sondern erst 1606/07 bei der Wiederherstellung „vergessen“ worden. Die Matrikel des Ordens vom Goldenen Vlies führt jedenfalls keinen Wilhelm Graf von Bergh, der 1599 stirbt, wohl aber zwei andere Familienmitglieder auf. Belegt ist, dass Graf Hermann von Bergh 1601 für seine Verdienste um Spanien in den Orden des Goldenen Vlieses aufgenommen wurde. Sein Bruder Friedrich erhielt 1613 die Ordenskette des Goldenen Vlies; ein auf Huis Bergh vorhandenes Gemälde im Habsburgsaal zeigt Friedrich mit der Ordenskette 1618 auf seinem Sterbebett.

Beschreibung der einzelnen Grenzsteine und ihre jetzigen Standorte
Der Vollständigkeit halber führe ich an dieser Stelle alle Grenzsteine auf, auch die, die mit Hüthum nicht in direkter Verbindung stehen. Immerhin kennzeichneten sie alle über einen Zeitraum von 250 Jahren hinweg bis zum Grenztraktat vom 7.10.1816 den Grenzverlauf zwischen Bergh bzw. den Niederlanden auf der einen Seite und Kleve/Emmerich bzw. Preußen auf der anderen Seite.

Die noch vorhandenen Grenzsteine in den (ungefähren) Abmessungen von 73 cm (ab Sockelende) x 43 cm x 23 cm sind unterschiedlich gut erhalten; sie stehen alle nicht mehr an ihrem ursprünglichen Standort. Der im Schlösschen Borghees aufbewahrte Stein trägt (im Gegensatz zur Anordnung der Rentenkammer von 1569) die (schon stärker verwitterten) Wappen von Kleve/Emmerich u n d das Wappen von Bergh. Die bei Gut Hassent stehende Kopie zeigt mit ihren Abbildungen übrigens in die jeweils falsche Richtung – das Klever Wappen müsste der Seite von Emmerich zugewandt sein.
Der zweite Grenzstein, der direkt mit Hüthum in Verbindung gebracht werden kann, befindet sich nahe des Fasanenweges im Borgheeser Wald, in der Nähe seines ursprünglichen Standortes, der auch die alte Grenze zwischen Borghees und Hüthum bzw. Kleve und Bergh markiert und auch heute zumindest noch Teil einer Parzellengrenze ist. Dieser Stein ist mit seinem Klever Wappen gut erhalten (Abb. 3); die bergh´sche Seite ist getilgt, und zeigt Spuren einer „Nachbehandlung“.
Der dritte Stein an der Ecke Dederichstraße ist mäßig gut erhalten; er zeigt nur das Wappen von Kleve und den Eimer (Abb. 4). Auch hier lassen sich bei genauerer Prüfung Spuren einer nachträglichen Bearbeitung feststellen. Dieser Stein soll – einer mündlichen Überlieferung zufolge – in Hüthum an der Ecke Verborgstraße – Borgheeser Weg gestanden haben.
Das vierte Exemplar im Rheinpark ist schon stark verwittert, aber beidseitig erhalten; auf der bergh´schen Seite lässt sich das Kleinod des Goldenen Vlieses nur noch erahnen.
Ursprünglich soll es an der `s Heerenberger Straße (nahe der Grabenstraße) gestanden haben.
Der fünfte – und besterhaltene – Stein befindet sich in einem Vorgarten an der Hermann-Hilgers-Straße in Praest; auch er zeigt beide Wappen (Abb. 5). Von allen sich noch im Freien befindlichen Steinen ist er am besten vor mutwilliger Zerstörung geschützt.

Ausblick
Es ist zu hoffen, dass diese wenigen sichtbaren Zeugen einer gemeinsamen Vergangenheit von Emmerich und Bergh für die Nachwelt auch weiterhin erhalten bleiben; der jetzige Zustand der Verwitterung stimmt aber eher pessimistisch. Vielleicht wäre eine Unterbringung im Rheinmuseum eine sinnvolle Lösung.

Stand: 27.01.2001

Literaturverzeichnis
Grenzvertrag von 1565, Grenzverlauf und GrenzsteineKreis Kleve, Auszug aus dem Liegenschaftskataster, Gemeinde Emmerich, Gemarkung Huethum, Flur 04, Flurstück 427, v. 9.9.1999.Archief van het Huis BerghDederich, A., Annalen der Stadt Emmerich, Wesel 1867, S. 216ff., 233ff. Evers, H., Straßen in Emmerich, Köln 1977.
Thoben, J., Ein vergessenes Kapitel aus der Geschichte unserer Gegend: das Gebiet der Vierhesen, in: Emmericher Geschichtsverein, Beiträge zur Geschichte der Stadt Emmerich 13, Emmerich 1991, S. 25ff.
Van Dalen, A.G. u.a., Bergh – Heren, Land en Volk, Nijmegen 1979, S. 148ff., 153ff.,171.
Flink, K., Der Anteil der Stifter an der Stadtentstehung am Niederrhein insbesondere in Emmerich, in: Meuthen, E.(Hrsg.), Stift und Stadt am Niederrhein 5, Kleve 1984.
Van Schilfgaarde, A.P., Het Archief van het Huis Bergh, Inleiding, Nijmegen 1932.
Van Schilfgaarde, A.P., Het Huis Bergh, Maastricht 1950, S. 95.
Reimann, H., Grenzstein auf verlorenem Posten...., in: Rotthauwe gen. Löns, H. (Hrsg.),
1956 Heimatkalender Landkreis Rees, Wesel 1955, S. 121/122.

Heraldik Schutte, O. u.a., De Gemeentewapens van Achterhoek en Liemers, Zutphen 1982.Van der Laars, T., Wapens, Vlaggen en Zegels van Nederland, Amsterdam 1913 (1989).
Evers, H., Der Name Emmerich, in: Emmericher Geschichtsverein, Beiträge zur Geschichte der Stadt Emmerich 14, Emmerich 1993, S. 55ff.
Nagel, R., Rheinisches Wappenbuch, Köln 1986, S. 55/56.

Abbildungen zu Der Grenzstein von 1566

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Grenzsteine von 1566

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Grenzsteine in Emmerich

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Grenzstein (Kopie) von 1566 vom Herzogtum Kleve und der Grafschaft Bergh (Zutphen) zieht von Emmerich-Praest zum Originalstandort nach Emmerich-Hüthum zurück.
Siehe Bilder von Herrn Hubert Meenen vom Emmericher Geschichtsverein, sowie Zeitungsausschnitte von der NRZ und RP

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