Grenzsteine Kurfürstentum Köln-Vest Recklinghausen / Stift Essen
Das Vest entspricht in etwa dem Gebiet des heutigen Kreises Recklinghausen. Jedoch gehörten auch Teile der heutigen Städte Gelsenkirchen (die flächenmäßig größere Nordhälfte mit Buer und Horst), Oberhausen (Osterfeld) sowie die komplette heutige Stadt Bottrop nebst Kirchhellen zum Vest. Die südlich der Emscher gelegene Stadt Castrop-Rauxel (mit Ausnahme des Stadtteils Henrichenburg) und die nördlich der Lippe gelegenen Teile der heutigen Städte Dorsten und Haltern am See gehörten nicht zum Vest, ebenso wenig der heutige Stadtteil Östrich im äußersten Westen Dorstens.
Im Frieden von Lunéville wurden 1801 alle linksrheinischen Gebiete an das napoleonische Frankreich abgetreten. Die rechtsrheinischen Territorien Kurkölns wurden als Folge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 säkularisiert und auf die Herzogtümer Nassau und Hessen-Darmstadt sowie auf die Grafschaft Wied-Runkel aufgeteilt. Damit endete die Geschichte Kurkölns drei Jahre bevor auch das Reich 1806 zu bestehen aufhörte.
Auf dem Wiener Kongress fiel das gesamte Territorium des früheren Kurstaats 1815 an Preußen. Sie gehörten zunächst im Wesentlichen zur Provinz Jülich-Kleve-Berg und insgesamt ab 1822 zur Rheinprovinz. Das ehemalige Herzogtum Westfalen und das Vest Recklinghausen gehörten dagegen zur Provinz Westfalen. Seit 1946 teilen sich die Länder Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz die Gebiete des einstigen Kurfürstentums Köln.
Das Stift Essen war ein Frauenstift, das von ungefähr 845 bis 1803 bestand. Das Stift war die Keimzelle für die Entwicklung der Stadt Essen. Die Flüsse Emscher und Lippe bildeten die natürliche Grenze, im Süden zur Grafschaft Mark und zum Reichsstift Essen und im Norden zum Fürstbistum Münster. Im Osten, zwischen Lippe und Emscher, sicherte eine Landwehr die Grenze zur Grafschaft Dortmund. Im Westen bildeten der Köllnische Wald und die Kirchheller Heide die Grenze zum Herzogtum Kleve.
Die Grenzsteine aus Sandstein gehören zu einer Serie von Grenzsteinen und wurden (wahrscheinlich) ca. 1714/1730 gesetzt. Sie standen entlang einer bereits in einer Karte von 1579 verzeichneten Grenze zwischen dem kurkölnischen Vest Recklinghausen (am Köllnischen Wald) und dem Stift Essen. Alle Grenzsteine zeigen auf der einen Seite das kurkölnische Kreuz und auf der anderen Seite die gekreuzten Schwerter des Stiftes Essen.
Der Köllnische Wald liegt zwischen Alt-Bottrop und Kirchhellen. Der Name kommt vom Kölner Bischof, dem vor Jahrhunderten dieser Landstrich gehört hat. Die alte Grenze zwischen Alt-Bottrop und Kirchhellen ist der heutige der Mauskirchenweg in Bottrop.
Ich habe 5 Grenzsteine im Museumszentrum Quadrat in Bottrop mit Genhmigung fotografiert. Hierzu möchte ich mich noch einmal herzlichst bei Herrn Andreas Sarazin / Wissenschaftlicher Mitarbeiter bedanken, der mir auch geholfen hat die Grenzsteine im Depot zu fotografieren.
Die Adresse lautet: Museumszentrum Quadrat / Museum für Ur- und Ortsgeschichte Bottrop- Im Stadtgarten 20 - D-46236 Bottrop.
Link: http://www.quadrat-bottrop.de
1.) Ein Grenzstein steht in der der öffentlichen Dauerausstellung zur Stadtgeschichte Bottrop und hat die Sammlungsnummer MBOT 2/332.
Er stammt vom Mauskirchweg in Bottrop und ist in 2001 als Geschenk in den Sammlungsbestand des Museums eingegangen. Er ist am Besten erhalten. Er besteht aus grauen Sandstein.
2.) Ein zweiter ähnlicher Grenzstein steht ebenfalls im Gestell im Depot und hat die Sammlungsnummer MBOT 2/41.
Er stand: Im Gewand Köllnischer Wald heute Stadtgrenze Bottrop/Gladbeck. Er ist vom Altbestand, laut Karteikarte vom Städt. Heimatmuseum Bottrop vom 16.08.1934. Der Stein ist etwas schlechter erhalten und steht deshalb nicht in der Ausstellung. Er besteht aus feinem rötlichen Sandstein.
3.) Ein dritter Grenzstein liegt auch im Depot und hat bisher keine Sammlungsnummer. Er stark verwittert und zeigt nur Spuren der Wappen, aber sie sind noch zu erkennen.
4.) Ein vierter Grenzstein liegt auch im Depot und hat bisher keine Sammlungsnummer. Er stark verwittert und zeigt nur Spuren der Wappen, aber sie sind noch zu erkennen.
5.) Ein fünfter Grenzstein liegt auch im Depot und hat bisher keine Sammlungsnummer. Das Wappen vom Stift Essen ist noch gut zuerkennen. Aber die Rückseite ist stark verwittert und zeigt an Stelle des Wappens ein im Kreis wahrscheinlich ein großes "P". Vielleicht könnte das "P" die übliche Abkürzung für Preußen sein, das man später aus dem Kölner Wappen nachträglich gemacht haben könnte?
6.) Nicht vorhandener Grenzstein. Es gibt im Museum eine alte Karteikarte vom Städt. Heimatmuseum Bottrop aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg. Sie enthält keine Angaben über den Stein, aber es ist ein Bild beigefügt von einem Grenzstein ohne Unterteil, aber es ist gut zu erkennen, auf der einen Seite das kurkölnische Kreuz und auf der anderen Seite die gekreuzten Schwerter des Stiftes Essen. Die Existenz von diesem Stein ist dem Museum nicht bekannt. Vielleicht ist er bei der Zerstörung des Museums im Krieg verschwunden
Die Anregung zum Fotografieren der obigen aufgeführten Grenzsteine kam mir aus dem Buch (Nachdruck von 1988) von Karl Erwin Fuchs "GRENZSTEINE GÜTERSTEINE AUS KURKÖLN" Es sind auf Seite Pos.19/20 die beiden erstgenannten Grenzsteine aufgeführt worden, allerdings mit dem damaligen alten Standort. Die Bilder von Seite Pos.19/20, sowie die dazugehörigen Beschreibungen auf den Seiten 91 und 92 (Pos. 19/22) habe ich ebenfalls aufgeführt. Es soll sich im (Depot?) heutigen Ruhrmuseum in Essen, aus dem Bestand des alten Essener Ruhrland-Museum, ein ähnlicher beschädigter Grenzstein befinden, den ich aber noch nicht ausfindig machen konnte.
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