Der Rennsteig - von der Werra bis zur Saale (Hörschel - Blankenstein: 168,3 km)

Der Rennsteig - der älteste und sicher auch berühmteste Höhenfernwanderweg Deutschlands - verläuft auf dem Kamm des Thüringer Waldes, durch das Thüringer Schiefergebirge und den nördlichen Teil des Frankenwaldes.

Mit den gesellschaftlichen Umwälzungen in Deutschland hat auch der Rennsteig des Thüringer Waldes eine neue Perspektive erhalten. Dieser traditionsreiche Fernwanderweg von Hörschel an der Werra bis Blankenstein an der Saale mit einer Gesamtlänge von 168 km ist landschaftlich einmalig. Er ist ein historisches Denkmal und ein Stück Kulturgeschichte dieser Landschaft. In der Neuzeit kennt man ihn als Höhenweg in Thüringen mit einer west-östlichen Ausdehnung.

Thüringer Wald und Schiefergebirge fügen sich mit dem Frankenwald zu dem waldreichen Mittelgebirge im Herzen Deutschlands zusammen, über dessen Kamm sich der Rennsteig vom Mittellauf der Werra bis zum Oberlauf der Saale zieht. Als Höhenweg folgt er der Längsachse des Thüringer Gebirges und bildet somit die Wasserscheide.

Nicht nur die Natur und die geographischen Verhältnisse des Kammgebietes kann sich der Wanderer erschließen, sondern er begegnet auch an vielen Stellen der Geschichte dieser Landschaft und ihres alten Höhenweges. Flur- und Forstorte mit ihren überlieferten Namen, Grenzsteine mit den Hoheitszeichen vergangener Territorialmächte, geschichtliche Schauplätze und bauliche Denkmale aus der Vergangenheit treten ihm entgegen.

Die Geschichte des heutigen Rennsteigs reicht bis vor die Jahrtausendwende zurück. Urkundlich wird er zum ersten Mal im Jahre 1330 im nordwestlichen Thüringer Wald genannt. In der am 10. August 1330 in Schmalkalden ausgefertigten Urkunde über den Verkauf des "Frankensteiner Wildbannes" tritt uns unter den dort angegebenen Grenzpunkten zweimal der "Rynnestig" entgegen. Diese ältesten Einzelstücke des Rennsteigs erstrecken sich etwa vom "Ruhlaer Häuschen" über den Inselsberg zum Großen Jagdberg sowie vom Dreiherrenstein am Hangweg (vor der Ebertswiese) über die Erbertswiese bis zum Gipfel des Nesselberges. In diesem Bereich des Thüringer Waldgebirges im Ruhla-Schmalkalder Raum haben wir somit die ältesten schriftlichen Belege für die Existenz des Rennsteigs. Wir können ihn hier sogar - wenn auch nicht seinem Namen nach - noch weiter zurückverfolgen. Als Fahrweg und als Grenzlinie kann er in den frühen Grenzbeschreibungen im nordwestlichen Thüringer Wald nachgewiesen werden, die bis ins 10. Jahrhundert zurückreichen und für die der Kamm des Gebirges den Abschluß nach Norden bildete.

Er führt vorbei an mehreren hundert (ca. 1000) Grenzsteinen und 13 Dreiherrensteinen, die eine Vielzahl von ehemaligen Ländergrenzen bekunden. Der älteste stammt von 1513, die meisten der noch vorhandenen Steine aus dem 18. Jahrhundert. An den Steinen befindet sich die Jahreszahl des Steinsetzens sowie eine fortlaufende Nummer. An den Dreiherrensteinen stießen die Territorien dreier Länder aneinander.

Der Wanderweg Rennsteig wird seit ca. 100 Jahren mit einen weißen auf blauen Grund, in der neueren Zeit auch mit einem blauen Andreaskreuz X gekennzeichnet. Das weiße R wurde auch als "Mareile" bezeichnet. Mareile war die Tochter eines Försters im Gast- und Forsthaus "Weidmannsheil", dem Gründungsort des Rennsteigvereins. Aber auch die Zeitschrift des Rennsteigvereins hieß Mareile.

Auf den 168 Kilometern des Rennsteigs bieten sich eine Fülle von Sehenswerten und Eindrücken: dichter Hochwald, markant aufragende Berge, steile Täler mit felsdurchsetzten Hängen, aussichtsreiche Hochflächen mit Ausblick auf Städte und Gemeinden, Burgen und Schlößer, Gipfel und Bergrücken.
Auch die volkstümliche Unterhaltungsmusik hat vor dem Rennsteig nicht haltgemacht. Herbert Roth aus Suhl ist dabei der bekannteste. Mit seinem Rennsteiglied, der heimlichen Hymne Thüringens, ist er heute noch in aller Munde.
Seit dem 28. April 1990 ist der Rennsteig wieder in seiner ganzen Länge begehbar und ist Teilstück des Bergwanderweges Eisenach-Budapest.

1843 schlug Ludwig Bechstein vor den Rennsteig in 5 Tagen zu erwandern. Heute wird der Rennsteig meistens in 6 Etappen aufgeteilt. Andere Etappenaufteilungen sind selbstverständlich möglich. Dabei sollte die Kondition, Übernachtungsmöglichkeiten, das Wetter und natürlich der Spaß am Wandern entscheidend sein.

(Für diesen Text wurden Auszüge aus "Der Rennsteig" von Dr. V. Wahl in: "Thüringen - Blätter zur Landeskunde" verwandt.)


Den alten Grenzweg neu entdeckt

Dunkle Fichten stehen wie Wächter entlang der schmalen Pfade, große Laubbäume verschränken ihre Äste zu hell-grünen Gewölben sobald die Straßen nur ein wenig enger werden. Die Oberflächen der Seen und Talsperren sind glatt wie Glas und durchsichtig wie Luft. Dazwischen weisen große und kleine, weiße und graue, verwitterte und umwachsene Grenzsteine den Weg …

Die 13 Dreiherrensteine und 789 Grenzsteine erinnern an vergangene Herrschaftszeiten. Natürlich sind sie wertvolle historische Zeugen und kunstgeschichtlich beachtenswerte Denkmäler. Die ältesten wurden im 16. Jahrhundert gesetzt, die jüngsten im 19., einige sogar noch nach der Jahrhundertwende. Die ältesten noch zu bewundernden Grenzsteine sind von 1572. Ein besonders schönes und noch älteres Exemplar ist der sogenannte Kurfürstenstein bei Brennersgrün an der einstigen sächsisch-bambergischen Grenze von 1513.

Und der Mythos lebt...

Ja, inzwischen kennen ihn unzählige Füße: den Rennsteig. Gibt es den Kammweg quer durch den Thüringer Wald länger als 700 Jahre. Viele kamen wegen des Geschäftes, aus militärischen Gründen, um Abenteuer zu erleben oder Natur zugenießen. 1830 soll’s gewesen sein, als ein Mann erstmals die gesamte Länge abwanderte. Knapp 44 Stunden war dieser gewisse Julius Plänckner unterwegs. Und der 168,3 Kilometer lange Mythos Rennsteig ward geboren.

Doch erst 1843 schlug Ludwig Bechstein vor, den Rennsteig in fünf Tagen zu erwandern. Später wurde er meist in sechs Etappen aufgeteilt. Hier im Internet in zehn Wegabschnitte.

Und auch heute lebt der Mythos: Er ist noch immer einer der beliebtesten Wanderwege Deutschlands. Der historische Pfad schlängelt sich zwischen Hörschel bei Eisenach an der Werra und Blankenstein an der Saale bis in den Frankenwald. Wer sich auf die abwechslungsreiche Tour begibt, sollte vorbereitet sein: Die Mittelgebirgslandschaft erfordert mancherorts gute Beine, ordentlich Puste und möglichst wetterfeste Kleidung. Er führt über Waldwege, Sand, Schotter und wenige Asphaltpassagen. Bei allen Anstrengungen sollte man ein Auge für die Landschaft haben. Also, nicht mit Julius Plänckner Schritt halten und in nur fünf Etappen den Rennsteig ablaufen. Dann bliebe Vieles am Wegesrand unentdeckt: beispielsweise wenn sich zwischen den Bäumen eine Lichtung auftut…

Eine Fülle an Eindrücken und Ereignissen

Die eigentliche Bedeutung des Namens Rennsteig – sich schnell bewegen – sollten Wanderer heutzutage nicht so hoch schätzen. Denn ursprünglich war er ein alter Handelsweg, der wichtige Städte und Orte – vor allem für eilige Boten – miteinander verband. Doch heutzutage will der Kammweg erlebt werden: Dafür belohnt er den Verweilenden mit einer Fülle an Eindrücken: Wald gekrönte Höhen und Täler, steile Hänge, unvergessliche Aussichten auf Städte, Dörfer, Burgen und Schlösser, die längste Loipe der Welt, den längsten Höhenradwanderweg Europas, dem alljährlichen GutsMuths-Rennsteiglauf, Europas größtem Crosslauf. Auch Goethe kam hierher. Als Bergbau-Ingenieur. War dabei aber wenig erfolgreich. Dann entdeckte er die wahren Schätze des Mittelgebirges – wie die Wanderer, die ihr Glück auf und abseits des Rennsteigs suchen: auf dem Goethewanderweg, dem Gipfelwanderweg, dem Saale-Orla-Wanderweg...

Und dazwischen stehen sie, die Zeugen der dynastischen Zerrissenheit, die Zeugen der bewegten Zeit: die immer anders aussehenden Grenzsteine.

So muss man für den Kammweg mehr als 44 Stunden einplanen, um Landschaft, Kultur und Service zu genießen. Rennsteig-Pionier Plänckner hätte Verständnis. Bestimmt! Unser Vorschlag: acht Etappen – hier ausführlich beschrieben. Sie finden detaillierte Informationen zum gesamten Rennsteig: Sehenswürdigkeiten entlang von acht Streckenabschnitten samt Kartengrundlage.

Acht Rennsteigetappen

Etappe 1:
Hörschel bis Hohe Sonne, Streckenlänge - 14,6 km
Etappe 2: Hohe Sonne bis Grenzwiese, Streckenlänge - 19,3 km
Etappe 3: Grenzwiese bis Grenzadler - 27,5 km
Etappe 4: Grenzadler bis Allzunah - 19,8 km
Etappe 5: Allzunah bis Friedrichshöhe - 24,2 km
Etappe 6: Friedrichshöhe bis Spechtsbrunn - 23,3 km
Etappe 7: Spechtsbrunn bis Brennersgrün - 19,0 km
Etappe 8: Brennersgrün bis Blankenstein - 20,6 km


Die steinerne Chronik des Rennsteigs

Dass der Rennsteig auch auf großen Strecken Gebietsgrenzlinie war und somit eine Doppelfunktion angenommen hatte, ist ein Ergebnis der territorialpolitischen Entwicklung in Thüringen.

Zeugen dieser Tatsache dynastischer Zerrissenheit der Thüringer Landschaft bis in das 20. Jahrhundert sind auch heute noch die zahlreichen Grenzsteine längs des Kammweges. Grenze war der Rennsteig aber nicht in seiner gesamten Ausdehnung, sondern nur auf einzelnen Teilabschnitten.

Auch ist es nicht richtig, davon zu sprechen, dass die Grenzsteine den Verlauf des Rennsteigs markierten. Die seit dem 16. Jahrhundert aufkommenden Grenzmarkierungen durch Steine mit den Hoheitszeichen der Landesherrschaften wurden auch außerhalb der längs des Rennsteigs verlaufenden Grenzstrecken vorgenommen. Für die Grenzsteine am Rennsteig hat man später in vereinfachender Weise die Bezeichnung Rennsteigsteine verwendet.

Diese werden auf den einzelnen Teilstrecken zumeist von den sogenannten Dreiherrensteinen begrenzt, jenen Grenzpunkten, an denen die Territorien dreier Landesherren zusammenstießen. Zeitweilig kannte man sogar Vierherrensteine. Zwischen den Endpunkten des Rennsteigs wurden insgesamt 13 Dreiherrensteine ermittelt. Diese - wie überhaupt alle Grenzsteine - sind nicht nur historische Sachzeugen, sondern auch kunstgeschichtlich beachtenswerte Denkmäler.

Beeindruckend ist die Zahl der alten Grenzsteine entlang des Rennsteigs, von denen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch mehr als 1300 gezählt wurden. Die ältesten von ihnen stammen aus dem 16. Jahrhundert, die jüngsten wurden im 19. Jahrhundert gesetzt, einige wenige sogar noch nach der Jahrhundertwende.

Bereits 1548 wurden an der sächsisch-schwarzburgischen Grenze zwischen Großem Dreiherrenstein und Ernstthal Steine mit den eingehauenen Hoheitszeichen der benachbarten Landesherren verwendet, von denen sich jedoch keiner erhalten hat. Grenzsteine von 1572 sind heute die ältesten, die man am Rennsteig finden kann. Allein der sogenannte Kurfürstenstein bei Brennersgrün an der ehemals sächsisch-bambergischen Grenze von 1513 ist noch älter. Die Mehrzahl der noch vorhandenen Rennsteigsteine stammt allerdings aus dem 18. Jahrhundert.

Im östlichen Rennsteiggebiet beeindrucken vor allem die Wappensteine, die den sächsischen Rautenkranz und die schwarzburgische Gabel, das Zeichen für das Bergwerkregal, in beachtlicher Vielfalt der Formen zeigen. Wegen der künstlerisch ausgeführten Wappensteine an der alten sächsisch-bambergischen Grenze heißt dieser Grenzabschnitt am Rennsteig „Schönwappenweg“. Von der Oberhofer Gegend bis in die Nähe des Gerbersteins kennzeichnen die Initialen der jeweiligen Landesherrschaften das Hoheitsgebiet.

Außerdem enthalten alle Grenzsteine die Jahreszahlen der Steinsetzung und eine fortlaufende Nummerierung innerhalb eines Grenzabschnittes, in dem die Steine nach ihrem Alter in bunter Reihenfolge wechseln, wobei sich außerdem oft Lücken in der Überlieferung zeigen. Neben den Hoheitssteinen zur Abgrenzung politischer Territorien kommen im Verlauf des Rennsteigs auch hin und wieder Forststeine sowie einige Steinkreuze und andere Gedenksteine vor.

Seit den achtziger und neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts kennzeichnen neben den Rennsteiggrenzsteinen die weißen R an den Bäumen den alten Kammweg des Thüringer Waldes. Eingeführt wurden sie von der sachsen-meiningischen Forstverwaltung, später vom Rennsteigverein übernommen und zur Markierung des Rennsteigverlaufs auf seiner Gesamtlänge verwendet.